Ein Richter im Ruhestand trägt »böse« Lieder von Georg Kreisler vor, dabei begleitet er sich selbst mit E-Piano und Akkordeon, und das in den Räumen des Schaffrathhauses! Wieder eine ganz besondere Veranstaltung, zu der der Förderverein Schaffrathhaus am 08. April einlädt. Der Förderverein freut sich sehr, dass Thomas Becker sich zu einem Auftritt im Museum bereit erklärt hat und mit dieser Benefizveranstaltung die Anliegen des Vereins unterstützt. Mit ihm konnte erneut ein Künstler gewonnen werden, der anspruchsvolle »Kultur um Atelier« – das Leitmotiv des Fördervereins – in diesem ganz besonderen Ambiente quasi »hautnah« darbieten wird.
Bei seinem Auftritt am 8. April wird Thomas Becker den Besuchern in einem vielseitigen Programm den Menschen und den Künstler Georg Kreisler vorstellen, biographisches sowie Beispiele des vielseitigen Schaffens nicht nur in musikalischer, auch in literarischer Hinsicht. Dabei wird er sich selbst mit Akkordeon und E-Piano (das den Räumlichkeiten geschuldet ist – in der Regel spielt Thomas Becker Klavier) begleiten.
Wie gewohnt, legt sich der Förderverein auch bei dieser Veranstaltung kulinarisch ins Zeug und bietet kleine delikate Häppchen an…
»Ich bin makaber, schauerlich doch andererseits ganz nett« so beschrieb sich Georg Kreisler selbst in einem seiner Lieder. In den 60er Jahre tourte der Künstler durch den deutschsprachigen Raum und stieß zunächst vor allem bei der rebellierenden 68er Generation auf große Resonanz. »Tauben vergiften im Park« aus seinem »Frühlingslied« ist eines der ältesten seiner Chansons und wohl der Klassiker Kreislers. Absurde Situationen, makaber geschildert, mit Witz und Komik, dabei begleitete er sich virtuos selbst am Klavier. Das Publikum liebte seinen schwarzen Humor, schätzte ihn aber vor allem wegen seiner kabarettistischen Stücke. Dabei war Kreisler ein vielseitiger Künstler, ein Meister der Sprache und der Musik. Begabter Musiker, der er war, studierte er in Wien Musik. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft emigrierte er, gerade mal 16 Jahre alt, nach dem »Anschluss« Österreichs an Nazideutschland mit seinen Eltern in die USA und konnte sein Studium nicht zu Ende führen. Nach seiner Rückkehr aus den USA nach Wien realisierte er bitter, dass die ehemaligen Nazis weiterhin angesehene Bürger der Gesellschaft waren, während man ihn während seines Exils ausgebürgert hatte. »Wie schön wäre Wien ohne Wiener«, »Der Tod, das muss ein Wiener sein« – Lieder wie diese drücken seine Ambivalenz, seine Hassliebe zur seiner ehemaligen Heimat aus, die sie ihm nie wieder geworden ist.
Thomas Becker beschäftigt sich seit Anfang der 70er Jahre mit Georg Kreisler und seinem Werk. Zuvor war der Künstler in Deutschland nur wenigen bekannt, die 68er Generation zeigte sich offener den schwarzhumorigen Chansons gegenüber. Seine Sammlung begann Thomas Becker direkt mit der ersten LP »Everblacks«, viele weitere folgten inzwischen. Sofort gefielen ihm die makabren, skurilen, zynischen, dabei aber auch lustigen Texte, die in späteren Schaffensjahren politischer, schärfer, wurden, ohne ihre Skurrilität einzubüßen. 2001 konnte er Kreisler persönlich erleben, bei einem Auftritt im Aachener Einhard-Gymnasium. Er tritt noch nicht lange in der Öffentlichkeit auf – seine Familie und Freunde, Bekannte hatten ihn angesichts seiner Vorführungen im privaten Kreis begeistert dazu ermuntert, und »vor zwei Jahren fand ich endlich den Mut«.
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt wurden 40-50 Besucher Gäste erwartet, es kamen knapp 120 Interessierte. Seit drei Jahren befindet er sich im Ruhestand, der ehemalige Richter am Aachener Verwaltungsgericht. Mit Georg Kreisler beschäftigt er sich bereits seit Jahrzehnten intensiv. Die Pensionierung bietet ihm jetzt mehr Zeit, sich seinen künstlerischen Hobbies widmen: Bereits 2007 begab er sich als Schauspieler auf die Bühne, zunächst am Stadttheater, inzwischen arbeitet er mit beim Chaos-Theater im Aachener Ostviertel. Mit seiner Band »Clocharles« hat er Auftritte, demnächst im April im »Burtscheider Kapellchen« mit »Kabarettet die Liebe«.
Also lassen Sich diese Gelegenheit nicht entgehen, Thomas Becker mit Georg Kreisler an diesem Abend zu erleben, quasi hautnah – Sie werden es nicht bereuen!